Topsharing: das Führungsmodell der Zukunft?

Jobsharing in einer Führungsposition in der Pflege? Bei der BZE AG bewährt sich der Pilotversuch bereits seit einem Jahr und verspricht ein ausbaufähiges Modell zu werden. Jennifer Bersier (33) und Simeon Oehen (40) teilen sich die Verantwortung in der Ressortleitung Pflege und Betreuung im Alp Betagtenzentrum. Sie verkörpern nicht nur Führungskultur auf Augenhöhe, sondern stehen auch für flache Hierarchien, Nähe zur Pflegebasis und optimale Teamarbeit.

Gemäss eigener Aussage sind die Co-Leitungen Bersier und Oehen als Menschen sehr unterschiedlich und bringen daher auch fachlich verschiedene Kompetenzen, Erfahrungen und Stärken mit. Sie ergänzen sich optimal und können im konstruktiven regen Austausch viel voneinander profitieren. Die geteilte Verantwortung ist dabei ein Charakteristikum, welches das Arrangement besonders attraktiv macht. Im Gegensatz zum gängigen Topsharing geht es in diesem Fall weniger um die Vereinbarkeit von Familie und Führungsposition, sondern viel mehr um die Balance zwischen Führung und Pflegearbeit an der Front.

Im Gespräch verraten Bersier und Oehen, warum sie sich für dieses Modell entschieden haben und was die Vorteile von Topsharing sind.

«Führung hinter dem Pult ist nicht unsere Sache.»
Jennifer Bersier, Co-Leitung Ressort Pflege und Betreuung Alp Betagtenzentrum.
Führung auf Augenhöhe ist Jennifer Bersier, Co-Leitung Ressort Pflege und Betreuung Alp Betagtenzentrum wichtig.

Warum habt ihr euch für das Top-Sharing Modell interessiert/entschieden?*
Oehen: Wir kommen beide von der Basis und unsere Karrieren in der Pflege haben bei der BZE AG begonnen. Die Arbeit an der Front ist für uns beide immer noch wichtig. Mit dem Topsharing können wir unser Vollzeitpensum aufteilen und neben den Führungsaufgaben weiterhin im Pflegealltag mitarbeiten (70% Ressortleitung, 30% HF Pflege auf den Abteilungen).

Wie habt ihr euch organisiert?
Bersier: Ich bin für Fachliches, Qualitätsmanagement und -sicherung, Bewohner- und Angehörigenarbeit sowie Beziehungspflege, Aktivierungsthemen und die Organisation von Sitzungen zuständig. 

Oehen: Mein Fokus liegt auf personellen Themen sowie der Bewirtschaftung des Stellenplans und der Finanzen. Zudem ist die Führung der Mitarbeitendengespräche auf Teamleitungsebene ebenfalls meine Aufgabe. Aufgrund dieser Aufteilung sind unsere Schnittstellen verteilt.

Was sind die Vorteile des Modells ganz generell?
Bersier: Wir haben viele Aufgabenfelder und können die Verantwortung auf zwei Köpfe verteilen. Für mich war das ein entscheidender Grund, mich für die Führungsaufgabe zu begeistern. Wir haben stets eine/n Sparring-Partner/-in. In jeder Situation oder bei schwierigen Entscheidungslagen haben wir ein Gegenüber, mit dem wir gemeinsam zu einer Übereinkunft oder einer Lösung finden.

Oehen: Wir haben eine sehr abwechslungsreiche Stelle. Wir führen ohne den Bezug zur Basis zu verlieren. Wir arbeiten auf allen Abteilung als Springer/in und wir stehen untereinander in einem sehr engen Austausch. Gleichzeitig haben wir Führungsaufgaben, die von uns mehr Verantwortung fordern. Wir sind das Bindeglied zwischen dem operativen Tagesgeschäft und der Geschäftsleitung, respektive der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Wir haben die Stelle mitgestalten dürfen und haben unsere Kompetenzen und Stärken auf die Aufgaben abgestimmt, damit wir möglichst optimal aufgestellt sind.

Was ist besonders wichtig im Topsharing-Modell?
Oehen: Austausch ist unumgänglich in diesem Führungsmodell. Wir haben keine geplanten Austauschformate, wir sind eigentlich immer im Austausch, um den Informationsfluss möglichst speditiv zu halten.

Bersier: Nur dank stetem Austausch können wir im Unternehmen eine Einheit darstellen und auch bei den Mitarbeitenden als kompetente Co-Leitungen erscheinen.

Was hat das Modell, wie ihr es lebt, für Vorteile in der Mitarbeiterführung?
Oehen: Da wir uns auf allen Abteilungen planen, sind wir überall einsatzbereit und können anpacken, aushelfen und einspringen. Wir erleben im Arbeitsalltag, wo der Schuh bei Mitarbeitenden drückt. Wir haben so die Möglichkeit, einen nahen und engen Draht zu den Mitarbeitenden und Teams zu haben. Wir geniessen eine hohe Akzeptanz als Führungspersonen, da wir auf Augenhöhe mitarbeiten. Die Hemmschwelle auf uns als Ressortleitungen zuzukommen ist damit viel geringer.

*Das Interview ist in Du-Form verfasst, da wir bei der BZE AG die Du-Kultur eingeführt haben und den Dialog auf Augenhöhe führen.

«Top-Sharing ist bei der BZE AG möglich, weil wir ein innovatives Unternehmen sind. Wir haben kein hierarchisches «Getue», wir sind auf Augenhöhe unterwegs.»
Simeon Oehen, Co-Leitung Ressort Pflege und Betreuung Alp Betagtenzentrum
Simeon Oehen, Co-Leitung Ressort Betreuung und Pflege Alp Betagtenzentrum als Führungskraft im praktischen Pflegealltag.

Simeon Oehen feiert 2023 sein 20-jähriges Dienstjubiläum bei der BZE AG, Bersier hat ihre Lehre als Fachfrau Gesundheit bereits hier gemacht und ist heute seit 17 Jahren Teil des Teams. Beide kennen das Unternehmen wie ihre Westentasche und haben unterschiedliche Führungsstile bereits miterlebt. Für beide ist klar, dass das Topsharing-Modell durchaus zukunftsfähig ist und dies nicht nur auf Stufe Ressortleitung, sondern allenfalls auch in der Teamleitung, wo Teilzeitstellen – auch aufgrund von Vereinbarkeit von Beruf und Familie – sehr gefragt sind.

Was ist Topsharing genau?

Topsharing ist Jobsharing in einer Führungsposition. Die Topsharing-Partner/innen teilen sich nicht nur den Job, sondern auch die Verantwortung in der Führung. Die Ressort-Co-Leitungen haben Aufgaben aus dem Stellenbeschrieb gemäss ihren Stärken aufgeteilt. Trotzdem verfügen beide über das gleiche Know-how, um auch bei Ferienvertretungen bestens agieren zu können.
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Das Ressort Pflege und Betreuung im Alp Betagtenzentrum umfasst
140 Betten
6 Teams
99 Mitarbeitende Pflege und Betreuung
7995 Stellenprozent

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11. Juli 2023